Häufig gestellte Fragen
Waren alle DDR-Diplomaten an die Stasi angebunden?
Nein. Der Auslandsnachrichtendienst der DDR (HVA – Hauptverwaltung Aufklärung) hatte in vielen Ländern an Botschaften der DDR seine eigenen Leute. Das ist international so üblich. Das für die DDR durchaus charakteristische Bespitzelungssystem spielte im Ausland kaum eine Rolle. Hinzuzufügen wäre, dass im Ausland tätige Bürger fast aller Staaten der besonderen Aufmerksamkeit der jeweiligen Nachrichtendienste der Entsendeländer unterlagen.
Wie wurde man in der DDR Diplomat?
Man wurde unter mehreren potenziellen Kandidaten ausgesucht und musste dann durch ein von den Behörden und dem Parteiapparat überwachtes Auswahlverfahren hindurch. Ein Kandidat musste beste schulische Leistungen vorweisen und v.a. ein „parteiisches Verhalten“ gegenüber Staat und SED zeigen. Das Elternhaus sollte unzweifelhaft politisch „zuverlässig“ sein. Auf die Bezirke wurde die Anzahl gewünschter Bewerber aufgeschlüsselt, die Bezirksleitungen der SED übernahmen dann die weitere Betreuung der Bewerbungsvorgänge.
War eine Karriere als Diplomat in der DDR eine Frage von „Vitamin B“?
Kaum. Die große Mehrheit der Diplomaten entstammte einfachen Verhältnissen. Die Studenten und Studentinnen repräsentierten einen Querschnitt der DDR-Bevölkerung. War man einmal nach dem Studium in Bereiche mit außenpolitischen Profilen (Außenministerium, FDJ-Zentralrat, Liga für Völkerfreundschaft, Gewerkschaft, Ministerium für Staatssicherheit) Übernommen, hatte das weitere Vorankommen kaum mit Vitamin B zu tun. Es gab in der DDR zwar einen komplexen Staats- und Parteiapparat. Von Führungseliten, die darauf angelegt waren, sich aus sich selbst heraus zu regenerieren und folglich unter sich zu bleiben, konnte in der DDR keine Rede sein.
Waren DDR-Diplomaten privilegiert?
Ja, im Rahmen des völkerrechtlich verankerten internationalen Diplomatenrechtes, dessen Grundsätze dazu dienten, den Arbeitsalltag der Diplomaten zu organisieren. Diese galten im Prinzip für die Diplomaten aller Länder, wobei das „Prinzip der Reziprozität“ Anwendung fand, d.h. man erwartete für eigene Diplomaten in den Empfängerländern die gleiche Behandlung, die Diplomaten des Entsendestaates im jeweiligen Gastland zuteil wurde. Im DDR-Inland hatten DDR-Diplomaten keine Privilegien.
Wie stand es für DDR-Diplomaten um die Reisefreiheit?
Eine Reisefreiheit mit dem Diplomatenpass war reine Theorie, im Privatbereich hatte das keine Vorteile. Diese Frage zielt eher auf den Punkt, dass DDR-Diplomaten in Ländern ihre Arbeit verrichteten, die für DDR-Bürger in der Regel unzugänglich waren. Praktisch gab es für DDR-Diplomaten mit ihrem Diplomatenpass keine touristischen Reisemöglichkeiten.
Hatten DDR-Diplomaten Zugang zu Devisen?
Sehr begrenzt. Monatliche Grundbeträge wurde in Landeswährung ausgezahlt, die sehr oft eben auch keine Devisenwährungen waren.
Wurden DDR-Diplomaten nach der Wende in den Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik übernommen?
Der Autor kennt keinen Fall, in dem ein DDR-Diplomat, der bereits im Auslandseinsatz war, übernommen wurde. Die übliche Begründung findet man in der auf der website veröffentlichten Leseprobe. Über die wirklichen Gründe wird seit der Wende spekuliert. Der Autor folgt der Einschätzung vieler Beobachter, dass die wirklichen Gründe für die Ausgrenzung der DDR-Diplomaten rein politischer Natur waren (siehe Kap. „Wende, was wird danach“)
War das Leben für DDR-Diplomaten gefährlich?
Das Leben war nicht gefährlicher als für andere Bürger der jeweiligen Staaten. Auf eventuelle Krisenlagen musste man sich jedoch einstellen, wie jeder andere Mensch auch.
Haben DDR-Diplomaten die Seiten gewechselt?
Charakteristisch für DDR-Diplomaten war ihre Loyalität und Parteinahme für den Entsendestaat DDR. Überläufer gab es nur in sehr seltenen Fällen. Zu Wendezeiten hörte man häufiger den Spruch „Man liebt den Verrat, doch nicht den Verräter“. Auch die DDR-Diplomaten sahen die Widersprüchlichkeiten der Entwicklung in der DDR und den anderen sozialistischen Staaten, Einflussmöglichkeiten hatten sie nicht. Generell gilt, dass sich jedes Land der Welt seine Diplomaten genau anschaut. Loyalität ist dabei ein Hauptkriterium. Das galt ohne Einschränkung auch für DDR-Diplomaten.
In Bezug auf ihre Ausbildung, welche Unterschiede gab es zwischen BRD- und DDR-Diplomaten?
In der BRD war eine juristische Ausbildung Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung beim Auswärtigen Amt, während in der DDR der Schwerpunkt auf einer länder- und regionalspezifischen Fachausbildung lag (inklusive Landessprachen). Beispielsweise studierte der Autor die arabische Sprache aktiv und passiv. Gleichzeitig spezialisierte er sich auf Afrika sowie Nahen und Mittleren Osten.